NETZERGÄNZUNG NORD: MITWIRKUNG STARTET NACH DEN SOMMERFERIEN
Das Tiefbauamt des Kantons St.Gallen hat eine aktualisierte Zeitschiene des Projekts Netzergänzung Nord veröffentlicht. Ausserdem hat der Kanton in einem Argumentarium zusammengefasst, weshalb die Industriestrasse keine gleichwertige Option zur Netzergänzung Nord darstellt, um Wil West zu erschliessen und die Stadt Wil zu entlasten.
Die Netzergänzung Nord ist eine neue Strasse des Kantons St.Gallen und schafft künftig eine wichtige Verkehrsverbindung am Stadtrand von Wil zwischen Bronschhofen, der ebenfalls geplanten Dreibrunnenallee und dem neuen Autobahnanschluss Wil West. Sie entlastet das Stadtzentrum sowie umliegende Gemeinden. Die Netzergänzung Nord ist daher ein wichtiges Teilprojekt von WILWEST. Das Tiefbauamt des Kantons St.Gallen hat am 30. März 2022 über Projektanpassungen und den aktualisierten Zeitplan informiert.
In Kürze: Zeitplan Netzergänzung Nord
- August 2022: Start Mitwirkungsverfahren
- Anfang 2023: Anhörung Stadtrat und Stadtparlament Wil gemäss Art. 35 Strassengesetz
- Ende 2023: Volksabstimmung Stadt Wil
Projektanpassungen bringen Mehrwert
Die ursprünglich geplante Unterführung Weierhofstrasse hätte dazu geführt, dass die östliche Zugangsrampe zu steil gewesen wäre. Alternativ wird nun der bestehende Weiherhofäckerweg ausgebaut, schreibt der Kanton in seiner Medienmitteilung. Da der neue Schulweg vom Weiler Trungen zu den Schulhäusern und zum Kindergarten zukünftig über den Tunnel führt, muss die Strasse nicht mehr überquert werden. Damit kann auch auf eine zusätzliche Fuss- und Veloverbindung entlang der Netzergänzung Nord zur AMP-Strasse verzichtet werden. Mit dem teilweisen Rückbau der Weiherhofstrasse kann Fruchtfolgefläche geschaffen werden.
Neu soll auch ein Fussweg vom Bildfeld-Quartier direkt zum Naherholungsgebiet Dreibrunnen führen. Mit der neuen Unterführung kann die unattraktive Strecke entlang der Industriestrasse verkürzt und parallel dazu die Verbindung beim Steinäckerweg aufgehoben werden, heisst es in der Mitteilung weiter.
Netzergänzung Nord oder Industriestrasse?
Vermehrt ist die Frage aufgetaucht, ob man statt der Netzergänzung Nord nicht die bestehende Industriestrasse in Bronschhofen nutzen könnte, um das Areal Wil West von Norden her zu erschliessen und das Zentrum von Wil zu entlasten.
Um Antworten auf diese Fragen zu liefern, hat das kantonale Tiefbauamt St.Gallen ein Argumentarium erarbeitet. Zudem wurde eine Befragung von vier Unternehmen durchgeführt, die ihren Sitz an der Industriestrasse haben.
In Kürze: Weshalb die Industriestrasse eine Netzergänzung Nord nicht gleichwertig ersetzen kann
- Die beinahe rechtwinkligen Kurven werden den Ansprüchen einer wirkungsvollen Entlastungstrasse nicht gerecht.
- Um den Fuss- und Veloverkehr attraktiv und sicher gestalten zu können, müssten die verschiedenen Verkehrsträger getrennt geführt werden. Dazu fehlt aber der Platz.
- Die Industriestrasse kann nicht gleichzeitig eine existenzielle Erschliessungsstrasse der dortigen Firmen und eine leistungsfähige Entlastungsstrasse sein. Auch dazu fehlt unter anderem der Platz.
- An- und Auslieferungsprozesse der ansässigen Unternehmen müssten angepasst werden, was eine vielfach unmögliche logistische und finanzielle Herausforderung bedeuten würde. Zudem wären neue Erschliessungsstrassen zu realisieren.
- Auch die Erschliessungen der Sportplätze Bronschhofen, des Ebnet-Saals und des Friedhofs müssten wohl neu gestaltet werden.
- Würde trotzdem versucht, eine Kompromisslösung mit der Industriestrasse als Entlastungsstrasse umzusetzen, wären sowohl das Einsprachepotenzial als auch die Kosten enorm.
Insgesamt wurden neun Varianten geprüft und verglichen, welche die Netzergänzung Nord ganz oder teilweise über die bestehende Industriestrasse führen. Bereits die Fachleute kamen zum Schluss, dass diese Varianten keine Alternative zur aktuellen Linienführung darstellen. Ergänzende Gespräche mit Unternehmen an der Industriestrasse verdeutlichen nun, dass die Konsequenzen für die Unternehmen sehr gravierend und mit hohen Kosten verbunden wären. Teilweise würde die Linienführung über die Industriestrasse sogar das Aus für den Standort eines Unternehmens bedeuten.
Mitwirkung startet nach den Sommerferien
Die Anpassungen am Projekt führen dazu, dass die öffentliche Mitwirkung zur finalen Ausgestaltung der Netzergänzung Nord durch die Bevölkerung, Verbände und Parteien nach den Sommerferien 2022 starten wird. Bei der Mitwirkung geht es um die Gestaltung der angrenzenden Räume der Strasse (zum Beispiel Böschungen), ökologische Ersatzmassnahmen, Führung der Fuss- und Velowege, Verringerung der Lärmimmissionen (zum Beispiel durch Geschwindigkeitsreduktion, Geländegestaltung) und die Gestaltung der Tunnelportale.
Parlamente und Volk entscheiden
Das Bau- und Umweltdepartement wird dem Kantonsrat zur Netzergänzung Nord eine Botschaft vorlegen. Der Beschluss untersteht dem fakultativen Finanzreferendum. Zum anderen äussern sich Stadtrat, Parlament und die Stimmberechtigten der Stadt Wil im Rahmen der Anhörung gemäss Artikel 35 des Strassengesetzes zum Bauvorhaben. Dieses Verfahren soll im ersten Quartal 2023 starten, die Urnenabstimmung könnte Ende 2023 stattfinden. Im Rahmen der Projektauflage bestehen zudem die üblichen Einsprachemöglichkeiten.