
FAQ
An dieser Stelle finden Sie die geläufigsten Fragen rund um das Projekt WILWEST.
Gesamtvorhaben
Durch regionale Arbeitsplätze, die deutliche Verkehrsentlastung in der Stadt Wil und den umliegenden Gemeinden sowie die umweltfreundliche Mobilität wird die Standortentwicklung WILWEST zu mehr Wohn- und Lebensqualität in der gesamten Region führen. Zudem ist die Konzentration der Wirtschaft auf einen Standort ein wirksames Mittel gegen die Zersiedelung der Landschaft und trägt zum schonenden Umgang mit Ressourcen bei. Die Entwicklung des Wirtschaftsgebiets Wil West in Verbindung mit dem optimierten Verkehrssystem ist von wesentlicher Bedeutung für die Ostschweiz. Der Standort wird für alle Verkehrsteilnehmer optimal erschlossen und soll gestaffelt bebaut und mit Leben gefüllt werden.
- Es erfolgt ein entscheidender wirtschaftlicher Impuls zur Positionierung der Region als attraktiver Standort. WILWEST stellt die Weichen für eine positive Entwicklung als Arbeits- und Wohnregion.
- Das wachsende Verkehrsaufkommen kann zukunftsfähig gelenkt werden, der Verkehr in der Innenstadt und in den Dörfern sowie der Schleichverkehr durch die Quartiere können reduziert werden.
- Die Konzentration der Wirtschaftstätigkeit auf dem Areal Wil West verhindert eine weitere Zersiedlung in den Gemeinden, da dort keine weiteren Industrie- und Gewerbezonen mehr entstehen.
- Die Region kann mit massgeblicher finanzieller Unterstützung des Bundes eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und ein umweltverträgliches Verkehrssystem fördern.
- Die Region erhält hohe Beitragssummen des Bundes für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und neue Langsamverkehrswege.
- Die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen vor Ort wird das Wohnen und Arbeiten in der Region fördern, die Pendlerströme in die Städte reduzieren und der Abwanderung von Fachkräften entgegenwirken. Heute schon in der Region Wil wohnhafte Fachkräfte gehen nicht an andere Arbeitsorte verloren.
- Die Regierungen der beiden Kantone St.Gallen und Thurgau sowie die 23 Gemeinden der Regio Wil haben die Charta Standortentwicklung WILWEST unterzeichnet. Darin unterstützen sie als Partner die gemeinsame Erarbeitung und Realisierung der Entwicklungsthemen Wirtschaft, Infrastruktur und Gesellschaft.
- Die Gemeindeversammlungen von Münchwilen und Sirnach haben bereits im Jahr 2016 einen Grundsatzentscheid zu Wil West gefällt. Mit einem Antrag für eine kantonale Nutzungszone (KNZ) haben sie ihre Planungskompetenz an den Kanton abgetreten. In einer KNZ erlässt das kantonale Departement für Bau und Umwelt nach einem öffentlichen Mitwirkungsverfahren die erforderlichen planungsrechtlichen Vorschriften. In der Folge hat der Grosse Rat Thurgau das Gebiet Wil West als Entwicklungsschwerpunkt im kantonalen Richtplan festgesetzt.
- Bund
Die Realisierung des Autobahnanschlusses und die Verlegung der Frauenfeld-Wil-Bahn sowie die Verlegung der Axpo-Hochspannungsleitung unterstehen den nationalen Gesetzgebungen. In den verschiedenen Bundesverfahren sind individuelle Einsprachen möglich. - Kanton St.Gallen
Der Kanton St.Gallen benötigt einen Sonderkredit, um den Arealteil auf dem Gemeindegebiet Münchwilen, der im Eigentum des Kantons St.Gallen ist, erschliessen, vermarkten und betreiben zu können. Die Höhe des Kredits beträgt 35 Millionen Franken und bewirkt automatisch eine kantonale Volksabstimmung. Diese findet am 25. September 2022 statt. Der Kantonsrat hat dem Kredit im April 2022 zugestimmt. Die Finanzierung der Netzergänzung Nord (Umfahrungsstrasse Bronschhofen) wird ebenfalls im Kantonsrat behandelt. Die Bevölkerung der Stadt Wil wird an der Urne über das Projekt abstimmen können. Individuelle Einsprachen sind möglich. - Kanton Thurgau
Das zentrale Element von Wil West, die Kantonsstrasse «Dreibrunnenallee», hat der Grosse Rat Ende März 2022 in einem Grundsatzentscheid («Netzbeschluss») abgesegnet. Er muss auch dem Baukredit zustimmen. Die Dreibrunnenallee verbindet den neuen Autobahnanschluss mit dem bestehenden Strassennetz. - Stadt Wil und umliegende Gemeinden
Auf Stadt- und Gemeindeebene haben die Stimmberechtigten grundsätzlich ein Mitspracherecht, sobald sie gemäss kommunalem oder kantonalem Recht für die Genehmigung von finanziellen Mitteln zuständig sind. Darunter fallen beispielsweise die flankierenden Massnahmen der Stadt und Region Wil. Bei welchen Meilensteinen im Rahmen von WILWEST dies der Fall sein wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau beantwortet werden. Auf jeden Fall gelten aber immer die kommunalen Finanzkompetenzen.
Die Ursprünge der Standortentwicklung WILWEST liegen im Agglomerationsprogramm Wil. In der ersten Generation hatte dieses noch nicht den Anforderungen des Bundes entsprochen, da der Autoverkehr zu stark im Zentrum stand. Nach einer verbesserten Programmeingabe bei der zweiten Generation erfolgte mit dem im Dezember 2016 eingereichten Agglomerationsprogramm Wil, 3. Generation, der Durchbruch: Die
Regio Wil mit ihren Gemeinden und die beteiligten Kantone haben aus dem einstigen Verkehrsprojekt ein umfassendes Vorhaben zur Standortentwicklung gemacht; dies beinhaltet zusätzlich neue regionale Arbeitsplätze. Der Entwicklungsschwerpunkt Wil West, der neue Autobahnzubringer, die Verlegung der Frauenfeld-Wil-Bahn und die flankierenden Massnahmen zur Reduzierung des Verkehrs in der Stadt Wil und den umliegenden Ortschaften bedingen sich gegenseitig.
Die Stärkung der Region als Wirtschaftsstandort führt zu zusätzlichen Steuereinnahmen bei den juristischen Personen. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass sich durch die Schaffung qualifizierter neuer Arbeitsplätze auch zahlreiche Privatpersonen neu ansiedeln werden. Folglich ist auch im Bereich der natürlichen Personen ein Anstieg der Steuereinnahmen zu erwarten. Vom Zuwachs in der Region werden sowohl die Gemeinden als auch die beiden Kantone profitieren.
Die Realisierung der Infrastrukturmassnahmen erfolgt gemäss aktueller Planung in den Jahren 2024 bis 2035. Die einzelnen Massnahmen des Gesamtvorhabens WILWEST sind voneinander abhängig und können nicht alle gleichzeitig realisiert werden. In einem ersten Schritt, ab dem Jahr 2024, erfolgen die Neugestaltung der Zürcherstrasse und die Verlegung der Axpo-Hochspannungsleitung. Anschliessend wird die Frauenfeld-Wil-Bahn (FWB) verlegt und die Dreibrunnenallee realisiert. Erst nach der Verlegung der FWB, ab dem Jahr 2027, kann der Autobahnanschluss erstellt werden. Gleichzeitig wird dann die Netzergänzung Nord realisiert. Nach Abschluss dieser Hauptbauarbeiten können die projektbedingten flankierenden Massnahmen (Neugestaltung der Zürcher- und der Bronschhoferstrasse in der Stadt Wil) umgesetzt werden. Je nach Realisierungsphase erfolgen dann auch die Arealvermarktung sowie die erste Bebauungsphase des Areals.
Kosten und Zeitrahmen
Die Kosten für die Infrastrukturvorhaben ohne die flankierenden Massnahmen belaufen sich auf schätzungsweise 150 bis 180 Mio. Franken. Die Realisierung der flankierenden Massnahmen, die in direktem Zusammenhang mit dem Gesamtvorhaben WILWEST stehen, wird auf ca. 30 bis 40 Mio. Franken geschätzt.
Sowohl die Investitionen als auch die Federführung für die Arealerschliessung Wil West auf dem Gemeindegebiet Münchwilen erfolgen durch den Kanton St.Gallen.
Die jährlichen Kosten für die Geschäftsstelle WILWEST inkl. Gesamtprojektführung und übergeordnete Kommunikation belaufen sich auf rund 500 000 Franken. Getragen werden sie zu gleichen Teilen von den Kantonen und der Regio Wil.
Wirtschaftsgebiet Wil West
Die Verfügbarkeit von grösseren, zusammenhängenden Flächen zu wettbewerbsfähigen Preisen, die optimale Erschliessung und die hervorragende innere Qualität machen das Wirtschaftsgebiet Wil West attraktiv für Investoren und Unternehmen aus der Region und der ganzen Schweiz oder auch aus dem Ausland. Sowohl ansässigen als auch neu zuziehenden Unternehmen werden Möglichkeiten zur Wertschöpfung und Entwicklungsraum geboten. Von der Ansiedlung neuer Unternehmen gehen positive Impulse weit über das Wirtschaftsgebiet Wil West und für die ganze Region aus. Die Finanzkraft der beiden Kantone und der Gemeinden kann gestärkt werden. Durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze erhalten Berufstätige mehr Möglichkeiten, Wohnen und Arbeiten in der Region zu verbinden. Ein Plus für die Region ist, dass die Einzonung neuer grosser Flächen immer schwieriger wird, was Wil West zu einem Standortvorteil macht
Angestrebt wird ein hochwertiges Arbeitsplatzgebiet mit einer ausgewogenen Balance von Industrie, Gewerbe und Dienstleistung sowie öffentlicher Nutzung. Nutzungen mit sehr grossem Flächenbedarf, wenig Wertschöpfung und nur geringer Arbeitsplatzdichte sind nicht vorgesehen (keine Fachmärkte und Einkaufszentren). Die treibende Kraft zur Entwicklung des Gebiets geht von den bestehenden regionalen Wirtschaftsstrukturen aus, die einen hohen Anteil Maschinen- und Metallindustrie sowie Nahrungsmittelindustrie aufweisen. So wird auf der Leistungsfähigkeit ansässiger Unternehmen und den Kompetenzen vorhandener Fachkräfte aufgebaut. Für die Neuansiedlung werden Unternehmen im Service- und Dienstleistungsbereich mit hoher Arbeitsdichte bevorzugt. Forschung, Entwicklung und Produktion von Qualitätsgütern sind weitere angestrebte Bereiche. Darüber hinaus sind auch Nutzungen in den Bereichen Bildung, Innovation, Technologie oder Gesundheitswesen denkbar. Wohnungen werden auf dem Areal keine realisiert.
- Auf dem Gemeindegebiet Münchwilen wird als grösster Grundeigentümer der Kanton St.Gallen die Strukturen für die Entwicklung, die Vermarktung, den Verkauf und Betrieb schaffen. Dazu setzt er eine auf diesem Fachgebiet spezialisierte Organisation ein. Erste Flächen können frühestens ab Ende 2024 verkauft werden, der Baustart zur Arealerschliessung erfolgt voraussichtlich ab dem Jahr 2025. Die Preise werden sich im marktüblichen Rahmen bewegen.
- Die Grundstücke auf dem Gemeindegebiet Sirnach/Gloten gehören verschiedenen Eigentümern.
Nach Beginn der Bauarbeiten zur Arealerschliessung wird ab 2027 die Realisierung der ersten Gebäude erfolgen. Vorgesehen sind eine Umsetzung in Etappen und eine sorgsame, lokal verträgliche Arealentwicklung. Diese wird sich – abhängig von der Nachfrage – voraussichtlich auf eine Periode von zwei bis drei Jahrzehnten erstrecken.
Weil es sich um eine gemeindeübergreifende Planung von grosser Bedeutung handelt. Durch die Schaffung einer kantonalen Nutzungszone konnten die Gemeinden Münchwilen und Sirnach ihre personellen und finanziellen Ressourcen in der Planungsphase entlasten. Zuständig für die Ausgestaltung der Nutzungszone und somit des Areals Wil West ist nun das Departement für Bau und Umwelt des Kantons Thurgau. Für die Gemeinden hat das die folgenden Vorteile:
- Sie sind von der arbeits- und kostenintensiven Erarbeitung der erforderlichen Sondernutzungspläne entlastet.
- Der Kanton übernimmt die aufwendige Koordinationsarbeit im Bereich der Erschliessung.
- Die erforderlichen Umweltverträglichkeitsprüfungen werden vom Kanton durchgeführt und koordiniert.
- Die einheitliche, überkommunale und interkantonale Regelung berücksichtigt alle gemeinsam erarbeiteten Ziele und Grundsätze aus Charta, Masterplan und Richtprojekt und setzt diese raumplanerisch vorbildlich um.
Mobilität und Energie
Zum einen ermöglichen es die Infrastrukturmassnahmen, dass der Verkehr auf übergeordnete Strassen geführt und Siedlungskerne entlastet werden; zum anderen werden der öffentliche Verkehr und die Langsamverkehrswege massgeblich ausgebaut. Mit neuen Linien, Haltestellen und Taktverdichtungen im öffentlichen Verkehr sowie dichten, komfortablen Netzen im Fuss- und Veloverkehr wird eine ressourcenschonende, umweltfreundliche Mobilität gefördert. Durch die Konzentration der wirtschaftlichen Tätigkeiten auf das Gebiet Wil West mit dem direkten Anschluss zur Autobahn werden darüber hinaus die Verkehrsströme kanalisiert, und der Durchgangsverkehr in den umliegenden Dörfern und der Stadt Wil kann reduziert werden. Gleichzeitig führt die Verfügbarkeit von mehr lokalen Arbeitsplätzen zu einer Abnahme der Pendlerströme.
Der Individualverkehr wird in der Region Wil in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Diese Belastungen wird das bestehende Strassennetz – unabhängig von der Standortentwicklung WILWEST – nicht bewältigen können. Zusammen mit dem neuen Autobahnanschluss und der Dreibrunnenallee dient die Netzergänzung Nord der Zentrumsentlastung von Wil und der Bündelung des Individualverkehrs auf den übergeordneten Strassen. So können relativ dicht besiedelte Gebiete in Wil vom Durchgangsverkehr befreit werden. Die Netzergänzung Nord verläuft von der Zürcherstrasse entlang des Industriegebiets Ebnet und schliesst im Norden an die AMP-Strasse an.
Die beiden Kantone St.Gallen und Thurgau sowie die Regio Wil teilen die Haltung, dass die Standortentwicklung WILWEST in Energie- und Mobilitätsfragen vorbildlich sein soll und Lösungen umweltverträglich zu gestalten sind. Im vorliegenden Energiekonzept werden die Energiegewinnung mit Erdwärmesonden und ein arealinternes Energienetz bevorzugt und vertieft untersucht. Ziel ist, die Energieversorgung von Wil West aus erneuerbaren Energiequellen sicherzustellen. Das ehrgeizige Mobilitätskonzept sieht vor, das Verkehrsaufkommen nachhaltig auf verschiedene Verkehrsträger zu verteilen und mittels Mobilitätsmanagement sinnvoll zu lenken. Das Vorhaben weist selbstverständlich ökologische Ausgleichsflächen aus und wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorlegen müssen.
Autobahnanschluss / Netzergänzung Nord
Der Individualverkehr wird in der Region Wil in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Damit gelangt das heutige Strassennetz an seine Kapazitätsgrenzen und in den Stosszeiten werden die Stauzeiten weiter steigen. Mit der Netzergänzung Nord können relativ dicht besiedelte Gebiete in Wil vom Durchgangsverkehr befreit werden. Von der Entlastung profitieren auch die Thurgauer Gemeinden Münchwilen, Wilen und Rickenbach. Das Stadtzentrum von Wil gewinnt an Attraktivität und Lebensqualität; Strassenräume können neugestaltet, die Sicherheit erhöht sowie mehr Raum für den Fuss- und Veloverkehr und den öffentlichen Verkehr geschaffen werden. Darüber hinaus erhält die ganze Region einen einfacheren und direkteren Anschluss an die Autobahn.
Ziel ist es, den Autoverkehr mit Ziel Autobahn oder Richtung Bronschhofen direkt über die Netzergänzung Nord auf die Autobahn umzuleiten. Ein Teil des Durchgangsverkehrs durch Wil soll auf die Netzergänzung Nord verlagert werden. Konkrete Zahlen, welche die Entlastung der Stadt Wil aufzeigen, werden aktuell erarbeitet.
Es wurden total 17 Varianten untersucht. In der Vertiefung des Variantenstudiums wurden zwei Varianten untersucht. Beim Variantenstudium wurden folgende Aspekte vertieft untersucht:
- Landschaft
- Naturwerte/Naherholung
- Siedlung
- Verkehr
- Kosten
Dabei wirkten sowohl Fachplanerinnen und Fachplaner aus den einzelnen Themengebiete als auch Vertreterinnen und Vertreter des Tiefbauamtes des Kantons St.Gallen und der Stadt Wil mit.
Durch den neuen Autobahnanschluss kommt es zu einer Verkehrsumlagerung:
- Durch die bessere Erreichbarkeit des Autobahnanschlusses A1 wird die Verbindung ab Norden attraktiver als im heutigen Zustand.
- Es wird mit einer leichten Verkehrszunahme auf der Kantonsstrasse zwischen Bettwiesen und Bronschhofen gerechnet.
- Gleichzeitig profitieren die nördlich liegenden Ortschaften aber auch von der besseren Verkehrsanbindung.
Ja, mehr Informationen mit konkreten Zahlen zur Verkehrsentwicklung finden Sie hier.
Alle Teile der Standortentwicklung WILWEST sind wie ein Zahnrad in einem Getriebe. Fällt ein Zahnrad aus, funktioniert das ganze System nicht mehr und die erwartete Entlastungswirkung wird nicht erreicht. Wird die Netzergänzung Nord nicht erstellt, erfolgt der Verkehr nach wie vor durch den Ortskern von Wil. Das heutige Strassennetz wird an seine Kapazitätsgrenzen stossen und in den Stosszeiten werden die Stauzeiten weiter zunehmen.
Diese Frage kann zurzeit nicht abschliessend beantwortet werden. Alle Teile der Standortentwicklung WILWEST, darunter auch die Netzergänzung Nord, greifen wie Zahnräder in einem Getriebe ineinander. Wenn eines ausfällt, muss die gesamte Situation neu beurteilt werden. Der neue Autobahnanschluss basiert auf einem Verkehrsmodell mit der Netzergänzung Nord. Die beiden Hauptnutzen des Autobahnanschlusses sind die Erschliessung des neuen Wirtschaftsgebiets Wil West und die Verkehrsentlastung der Stadt Wil. Letzteres ist ohne Netzergänzung Nord allerdings nur beschränkt möglich und bedeutet, dass es eine andere Entlastungslösung bräuchte.
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA), welches den Autobahnanschluss finanziert, würde das Projekt unter den veränderten Rahmenbedingungen neu beurteilen.
Das steigende Mobilitätsbedürfnis und der Bevölkerungszuwachs werden zu mehr Verkehr führen. Auch die Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem Areal Wil West mit der direkten Anbindung an das Nationalstrassennetz wird eine Verkehrszunahme auslösen. Dank flankierender Massnahmen wird der Verkehr (v.a. Durchgangsverkehr) aber entlang des Siedlungsrandes abgewickelt. Die Wohngebiete als auch der Ortskern von Wil werden grösstenteils vom Verkehr entlastet.
Indem der motorisierte Verkehr auf die Netzergänzung Nord verlagert wird, erhalten der öV und der Fuss- und Veloverkehr im Ortskern der Stadt Wil deutlich mehr Raum.
Die Netzergänzung Nord soll im nördlichen Bereich (südlich des Trungerbaches) auf einer Länge von rund 410 Meter überdeckt werden. Dies zugunsten des Landschaftsschutzes. Aus Kostengründen (haushälterischer Umgang mit finanziellen Ressourcen) kann die Netzergänzung Nord nicht komplett in einen Tunnel verlegt werden. Jedoch war bei der Entwicklung des Vorprojektes eine landschaftspflegerische Begleitplanung involviert. Dadurch konnte die Netzergänzung Nord verträglich in die bestehende Landschaft eingebettet werden.
Die Netzergänzung Nord muss gemäss Umweltschutzgesetz einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden. Sämtliche vorgegebenen Umweltthemen werden im Umweltverträglichkeitsbericht, der Bestandteil des Auflageprojektes ist, abgehandelt. Beispiele:
- Beim Umweltthema «Flora, Fauna, Lebensräume» ist neben Ersatz- und Wiederherstellungsmassnahmen auch für einen ökologischen Ausgleich, welche die Gesamtbilanz gegenüber dem ursprünglichen Zustand verbessert, zu sorgen.
- Das heute eingedolte Fliessgewässer «Dreibrunnenbach» wird im Zuge der Umsetzung Netzergänzung Nord offengelegt und naturnah ausgebildet.
Im Bereich der bestehenden AMP bis zur Überquerung Trungerbach sind wegen der angrenzenden Wohnbauten Lärmschutzmassnahmen in Form eines lärmarmen Belages Dadurch wird der Strassenlärm bereits bei der Lärmquelle wirkungsvoll reduziert. Weitere mögliche Massnahmen werden in der nachfolgenden Detailprojektierung ermittelt. Zwischen der Zürcher- und AMP-Strasse ist der angrenzende Bereich (Industrie) hinsichtlich Lärmempfindlichkeit unproblematisch. Hier sind keine speziellen Lärmschutzmassnahmen vorzunehmen. Aus Gründen des Landschaftsschutzes wird die Strasse an dieser Stelle ohnehin überdeckt, was einem Lärmschutz gleichkommt.
Umwelt
Viele der Massnahmen, die im Bereich Umwelt ergriffen werden, sind gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings geht mit WILWEST eine raumplanerische Errungenschaft einher: Die 23 Gemeinden der Regio Wil haben sich dazu bekannt, zugunsten einer konzentrierten Entwicklung auf dem Areal Wil West auf neue Baulandeinzonungen für Firmen in ihren Gemeinden zu verzichten. Mit dieser Massnahme wird die Zersiedelung gebremst. Die Kontrolle über die Umsetzung liegt bei den kantonalen Raumplanungsämtern.
Fruchtfolgeflächen sind wertvolle Landwirtschaftsflächen (Ackerflächen). Die Kantone haben von Gesetzes wegen ihre Fruchtfolgeflächen zu sichern, damit die langfristige Versorgungssicherung mit Nahrungsmitteln erhalten bleibt. Rund 18 Hektaren Land auf den zukünftigen Wirtschaftsgebieten Münchwilen und Sirnach sind als Fruchtfolgeflächen (FFF) deklariert. Diese werden unter der Leitung des Tiefbauamts des Kantons Thurgau vollumfänglich kompensiert.
Als FFF-Kompensation werden Landwirtschaftsflächen ausserhalb von Wil West, die einen ungenügenden Ober- und Unterboden aufweisen, mit Bodenmaterial aus dem Perimeter von Wil West zu wertvollen Fruchtfolgeflächen aufgewertet. Vereinfacht gesagt: Fruchtbare Schichten werden abgetragen und an einem anderen Ort wieder eingesetzt.
Acht der insgesamt 18 Hektaren sind Stand August 2022 gefunden und werden nun daraufhin überprüft, ob sich der Boden für die Kompensation eignet. Der Suchperimeter beginnt in einem engen Radius um Wil West und wird in Schritten vergrössert, bis die 18 Hektaren zusammen sind.
Wil West wird nur bewilligt, wenn ein vollständiges FFF-Kompensationsprojekt vorliegt. Das FFF-Kompensationsprojekt wird Mitte 2023 öffentlich aufgelegt. Es ist volle Transparenz gegeben.
Aktuell sind nur wenige wertvolle Lebensräume auf dem Areal vorhanden. Es sind dies Böschungen entlang der Autobahn und der Bahngeleise sowie der Wald Lenzenbühl. Für die einheimische Flora und Fauna und zugunsten der Biodiversität sind ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen vorgesehen.
- Ausdolung Dreibrunnenbach und Bepflanzung der Böschungen mit Wiese und Hochstauden
- Bepflanzung aller Gebäudedächer mit ortstypischem Halbtrockenrasen (Ruderalflur)
- Schaffung von ortstypischen Lebensräumen mit hoher Biodiversität auf dem Gebiet Länzebüel, entlang der beiden Wirtschaftsgebiete und des Autobahnanschlusses (bspw. Hochstaudenflur, Feuchtwiesen, Halbtrockenrasen, Fettwiese, Krautsaum und Gebüsche)
Die aktuellen Kantonsstrassen (Sirnacherstrasse und Dreibrunnenstrasse) verlieren mit dem neuen Autobahnanschluss (Brücke) und der neuen Kantonsstrasse «Dreibrunnenallee» ihre Funktion als Verbindungsstrassen. Daher werden sie deutlich verschmälert und zu Velo- und Fusswegen umgestaltet. Durch die Umgestaltung wird Boden für den ökologischen Ausgleich gewonnen.
Organisation
WILWEST ist das Standortentwicklungsvorhaben, das gesamtheitlich die Stärkung des Wirtschaftsstandorts umfasst sowie die Optimierung der Verkehrssituation und die Steigerung der Lebensqualität fördert.
Wil West bezeichnet das Areal oder Wirtschaftsgebiet westlich der Stadt Wil. Das Areal umfasst je ein Teilgebiet der Gemeinde Münchwilen und der Gemeinde Sirnach (Gloten).
- Der Lenkungsausschuss ist das Steuerungsgremium für das Gesamtvorhaben Standortentwicklung WILWEST und das oberste, beschlussfassende Gremium. Er setzt sich zusammen aus den Vorsteherinnen und Vorstehern der Bau- und der Volkswirtschaftsdepartemente der Kantone St.Gallen und Thurgau, der Generalsekretärin oder dem Generalsekretär des Finanzdepartements des Kantons St.Gallen sowie zwei Vertretungen aus dem Vorstand der Regio Wil.
- Die Geschäftsstelle WILWEST (c/o Regio Wil) koordiniert in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen die Projekte zur Standortentwicklung WILWEST und führt das Projektoffice.
- Die Gesamtkoordination für die Verkehrs- und Tiefbauinfrastrukturanlagen für das Wirtschaftsgebiet Wil West liegt beim kantonalen Tiefbauamt Thurgau, weil das Areal weitgehend auf Thurgauer Gebiet liegt.
- Der Kanton St.Gallen wird als wichtigster Eigentümer des Areals Wil West auf dem Gemeindegebiet Münchwilen eine Organisation für die Entwicklung, die Vermarktung und den Verkauf des Areals schaffen. Er bringt in dieser Rolle die Kompetenzen der verschiedenen Fachstellen ins Projekt ein.
- Für den Autobahnanschluss Wil West ist das Bundesamt für Strassen (Astra) zuständig.
- Das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist aufgrund der Verlegung der Frauenfeld-Wil-Bahn involviert.
- Für die Umsetzung der flankierenden Verkehrsmassnahmen sind die Gemeinden und Kantone zuständig.
- Der Energiedienstleistungskonzern Axpo ist federführend in der Verlegung der Hochspannungsleitung, die aktuell über das Gebiet Wil West führt.
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